Weihnachtszauber in der Endlosschleife
Weihnachten rückt näher und näher und von den Radiostationen werden wir seit Wochen mit Weihnachtssongs beschallt. Schon bevor die ersten Schokonikoläuse von den Regalen in den Supermärkten lachen, hat uns vor allem ein Ohrwurm wieder ganz in seiner Gewalt: «Last Christmas» von WHAM!. Nicht etwa, weil wir es wollen, sondern weil die Radiosender neben «Wonderful Dream» der 2001 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Sängerin Melanie Thornton, offenbar keinen anderen Weihnachtssong kennen.
Weihnachten ist das Fest der Liebe, der Freude. Und natürlich dreht sich sowohl im Liedtext als auch im Video alles um die Liebe – aber Freude kommt da nicht wirklich auf. Ein unglücklich verliebter George Michael mit klassischer 80er-Haartolle erzählt uns von seiner verflossenen Liebe, schwelgt melancholisch in Erinnerungen und eigentlich hat er uns nicht wirklich viel Freudiges zu Berichten.
Dennoch lässt der Song – insbesondere das Video dazu – uns Saaser jedes Mal ein paar Zentimeter grösser werden. Gerne betrachten wir die wunderschönen Bilder der verschneiten Saaser Bergwelt und sehen grosszügig darüber hinweg, dass die Band mit Jeeps an die Talstation der Felskinn-Bahn gefahren ist. Schliesslich erzählen wir mit Stolz, dass George Michael mit seiner Band in unserem kleinen Ort einen seiner grössten Hits gedreht hat. Dabei kam Saas-Fee zum Handkuss wie die Jungfrau zum Kind: Jungfrau ist hier das passende Stichwort, denn ursprünglich hätte das Video in Grindelwald gedreht werden sollen. Doch die hatten keinen Schnee, also wurde umdisponiert.
Kommen wir zurück zur Story: Obwohl die Geschichte im Video eigentlich kein Happy End hat und George Michael seine Angebetete von «last Christmas» nicht zurückerobern kann, zieht der Song uns in seinen Bann. Ist der Song etwa der Beweis dafür, dass wir auf Inhalt in Liedern gar keinen grossen Wert mehr legen? Könnte George Michael auch einfach «Last Christmas, I gave you my heart» singen und den Rest des Liedes füllen mit Nonsens? In einer Welt, in der ein Song in über 20 Ländern weltweit an die Spitze der Charts klettern konnte, der zu drei Vierteln aus «Da ba dee da ba di» («I’m blue» von Eiffel65) besteht, wohl eine überflüssige Frage.
Doch lassen wir die Schwarzmalerei und freuen uns darüber, dass in unserer Zeit der Veränderung und der Unbeständigkeit wenigstens auf eines Verlass ist: die jedes Jahr wiederkehrende vorweihnachtliche Stimmung in Saas-Fee, nicht nur im Video zu «Last Christmas», sondern auch live vor Ort.
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Eine schöne Adventszeit und besinnliche Weihnachten wünscht,
Moni Kessler