Kurz aber herzlich
Es war ein kurzes Gastspiel des «Grüezis» aus der «Üsserschwiiz» in Saas-Fee. Nach nur zwei Monaten verlasse ich zwar nicht das Wallis, aber Saas-Fee wieder. Manchmal ist es einfach besser, man beschreitet neue Wege. Ja – ich gebe es ja zu, das dachte ich auch, als ich beschlossen habe, den Grossstadtdschungel gegen die Walliser Bergwelt zu tauschen.
Ich stelle fest, einen Job zu wechseln ist relativ einfach. Einen Wohnungswechsel zu vollziehen ebenfalls. Auch der Entscheid, sich in eine komplett andere Region zu wagen alleine ist noch keine grosse Geschichte und dass man in einem gewissen Alter auch den Abstand zu den Eltern verkraftet ist selbsterklärend. Die Freunde zurückzulassen ist heute auch nicht mehr die Welt. Für etwas gibt es Handys, Facetime, Skype und Facebook. Und schliesslich sollte man mit bald 35 Jahren auch alt genug sein, um mal eine Zeit ohne den Partner auszukommen. Doch kumuliert sich das alles, dann liebe Leute, dann wird es schwierig.
Dann hilft es nichts, dass man liebe Leute um sich hat – und das hatte ich nun wirklich. Da hilft der ganze Schnee und die winterliche Stimmung nichts, da helfen auch 300 Sonnentage pro Jahr im Wallis nichts. Da kommt der Moment in welchem man sich selber eingestehen muss, dass das wohl zu viel war. Sogar für mich.
Chancen nutzen
Ich gehe aber nicht mit Groll oder Unmut. Es war eine wundervolle Erfahrung, ich habe tolle Menschen kennengelernt, habe die einmalige Chance erhalten, mich in einem anderen Bereich beruflich verwirklichen zu können. Dafür bin ich dankbar. Diese Chance bekommt nicht jeder.
Mich bringt das zum Schluss, dass auch wenn es jetzt nicht so geklappt hat, wie ich mir das vorgestellt oder erhofft hatte, ich um eine wertvolle Erfahrung reicher bin. Und auch wenn es abgedroschen klingt: Wo sich eine Türe schliesst, dort geht ein neues Türchen auf. Anstatt in so einer Situation den Kopf in den Sand (oder in diesem Falle in den Schnee) zu stecken, aufrappeln und die Chance nutzen. Und angesichts meiner bisherigen Wirkungsstätte möchte ich abschliessend folgenden Vergleich ziehen: Natürlich ist es einfacher, auf gespurten Pisten sich zu bewegen, aber ist es nicht viel schöner, im Tiefschnee eine eigene Spur zu ziehen und anschliessend voller Stolz auf den Hang zurückzublicken, im Wissen, dass man seinen eigenen Weg gefahren ist. Und auch wenn mit der Zeit weitere Spuren die eigene kreuzen, sie bleibt die eigene Spur. Die fremden Spuren bereichern den Hang – oder unser Leben.
So schnalle ich meine imaginären Skier an und gleite voller Zuversicht talwärts. In eine Zukunft, die ich selber gestalten, selber bestimmen kann und freue mich über alle lieben Menschen, die meinen Weg kreuzen.
In diesem Sinne: Bis bald – ich hoffe unsere Spuren kreuzen sich demnächst.
Monika Kessler