Nicht einfach Altersheim!
Nun ist es passiert. Ich trete im Alters- und Pflegeheim auf. Eben noch im Fernsehen und bei verschiedenen Radiostationen. Gerade noch für meine jugendlichen Blogbeiträge gerühmt. Bewundert für Texte und Kolumnen. Erfolgreich mit meinen Sagenabenden. Und nun mein Auftritt vor einigen Tagen im Altersheim. Zugegeben ich bin nicht mehr der Jüngste. Mit meiner eingeschränkten Mobilität passe ich nicht schlecht in so eine Einrichtung. Ich las und kommentierte heute also Walser Sagen im Altersheim des Saastales. Der Speisesaal war rappelvoll. Das Publikum voll dabei. Ein grossartiger Anlass auch für mich.
Und dann musste ich daran denken, was all diese Menschen geleistet haben. Wie sie das Saastal entwickelt haben. Auch den Tourismus gefördert. Gastfreundschaft gelebt. Wenn das Saastal als Feriendestination geliebt wird, hat das mit diesen Menschen zu tun. Sie haben hart gearbeitet. Manche Opfer auf sich genommen. Gästen sogar ihre eigene Wohnung zur Verfügung gestellt und selber irgendwo übernachtet.
Als Touristiker von heute möchte ich das nicht vergessen. Wir können aufbauen auf dem, was andere geleistet haben. Auf dem, wo andere ihr ganzes Leben investiert haben. Dies könnte uns helfen, demütiger zu werden. Sich und sein Engagement, seine Zeit und sein investiertes Geld nicht übermässig zu bewerten.
Die Wichtigtuerei mancher Verantwortungsträger von heute scheint mir nicht angebracht. Vielleicht sollten sie wie unsere Vorfahren einfach ihre Pflicht tun. Ich bin dankbar für das, was diese geleistet haben. Deshalb werde ich sicherlich wieder einmal eine Lesung im Altersheim halten.
„Es ist eine wunderbare Gabe der Schöpfung, dass Menschen, die man liebt, nicht altern“
Ernst Penzoldt
Christoph Gysel