Schadenfreude
Deutschland trauert. Und der Rest der Welt versucht gar nicht die Schadenfreude zu verstecken.
Diese Überraschung war gross. Deutschland ist an der Fussballweltmeisterschaft in Russland schon in der Vorrunde ausgeschieden. Von den Südkoreanern sogar auf den letzten Gruppenrang geschossen. Die Fans waren geschockt. Schweigend verliessen sie schnurstracks unser Public Viewing auf der Kulturbühne von Saas-Grund.
Andere konnten ihre Schadenfreude hingegen nicht verstecken. Schadenfreude, darüber musste ich etwas nachsinnen. Mein Wörterbuch definiert Schadenfreude wie folgt: „Boshafte Freude über den Misserfolg, das Unglück des andern.“ Edel scheint die Schadenfreude also nicht zu sein. Der Philosoph Arthur Schopenhauer meint sogar: „Schadenfreude zu geniessen ist teuflisch.“
Der Wissenschaftler David Weiser hat sogar festgestellt, dass es einen Zusammenhang zwischen Neid und Schadenfreude gibt. Schadenfreude ist dort am stärksten, wo wir neidisch sind. Wenn die Schadenfreude über das Ausscheiden der Deutschen Fussballer also so gross ist, zeigt dies, dass wir letztlich neidisch auf sie sind. Weil sie eben meist so stark und gut sind. Schadenfreude zeigt also etwas über uns selber auf.
Freuen wir uns doch einfach an den spannenden Spielen! Und lassen das mit der boshaften Freude!
Denn Werner Mitsch hatte wohl recht, wenn er meinte: „Für die Schadenfreude ist die Freude zu schade.“
Christoph Gysel