Wir alle schreiben die Geschichte!

Manche Menschen machen es sich einfach. Sie beklagen sich über das schlechte Marketing im Saastal. Und schieben die Verantwortung auf unfähige Tourismusprofis und Politiker. Dass wir alle letztlich Marketing machen, geht oft vergessen.

Da meldet sich ein Feriengast telefonisch bei mir. Er sei nun zum ersten Mal im Saastal im Urlaub. Schuld daran sei ich. Das musste er mir näher erklären. Er sei Fan von meinen Morgengedanken, die in seinem geliebten volkstümlichen Radiosender jeweils zu hören sind. Und dabei würde ich nebenbei immer so begeistert vom Saastal reden. Das wollte er sich nun selber einmal anschauen. Und er war nun ebenfalls fasziniert: Die Viertausender, die kühlende Bergluft, die Alpenblumen und die unzähligen Wandermöglichkeiten. Er werde garantiert wiederkommen.

Ich habe den Gast vor seiner Rückkehr in den Kanton Aargau noch zu einem Kaffee eingeladen. Eine tolle Begegnung. Und irgendwie eine fast unwirkliche (Marketing-) Geschichte.

Leider gibt es auch andere Geschichten. Da schimpfen Vermieter bei Gästen über die komplizierte Handhabung der Gästekarte. Füllen ihnen die Ohren mit Informationen über unfähige Bahnverantwortliche. Belästigen sie mit rassistischen Gerüchten über Gäste aus andern Kulturkreisen. Langweilen sie mit Vorwürfen an die Tourismusverantwortlichen. Verwirren sie mit abstrusen Geschichten über die Kurtaxenkontrolleurin. Doch diesen Schrott möchten die Gäste nicht hören. Ich werde den Ausspruch jenes Gastes nicht vergessen, der gesagt hat: „Das Saastal ist wunderschön – wenn da bloss nicht die Menschen wären.“

Wir sollten uns bewusst sein, dass jegliches Reden, alles Handeln, selbst jeder Blick letztlich Marketing ist. Leider oft schlechtes. Was nützen die grossartigsten Marketingideen, wenn wir dann wieder alles schlecht reden? Eine miese Atmosphäre verbreiten, wo es keinem mehr wohl ist? Wir alle sind Botschafter des Saastales. Seien wir uns dessen bewusst!

„Alles, was du sagst, sollte wahr sein. Aber nicht alles, was wahr ist, solltest du auch sagen.“
Voltaire

Christoph Gysel