„Kindermund tut Wahrheit kund!“
Kinder können oft unschön ehrlich sein. Dinge sagen, die uns Erwachsenen peinlich sind. Und wenn sie inhaltlich noch Recht haben, dann kann das noch unangenehmer werden.
Klar: „Kindermund tut Wahrheit kund.“ Das Sprichwort ist den meisten Leuten bekannt. Kinder sind direkt, spontan und ehrlich. Freimütig berichten sie über das, was sie bewegt und was sie wissen. Dass Kinder oft unverblümt die Wahrheit sagen, insbesondere wenn ihnen die Falschheit von Erwachsenen noch fremd ist, führt oft zu peinlichen Situationen und unangenehmen Lachern. Manche Zeitschriften führen deshalb eine Humorrubrik „Kindermund“ wo solche lustig-peinlichen Geschichten erzählt werden.
In den vergangenen Wochen habe ich mich aber intensiv mit den ernsten Auftritten der 16-jährigen Greta Thunberg beschäftigt. Die junge Umweltaktivistin muss immer mehr Spott ertragen. Von manchen wird die ernste Schwedin mit ihren beiden Zöpfen „Öko-Pippi genannt. Sie kämpft für die Umwelt an wichtigen Symposien. Sogar am WEF in Davos las sie den Mächtigen dieser Welt die Leviten. Jeden Freitag schwänzt sie die Schule, um für ein besseres Klima zu demonstrieren.
Und dann wird dieser mutige Teenager eingedeckt mit abstrusen Vorwürfen. Sie liesse sich von Umweltorganisationen vor deren Karren spannen. Es werde viel Geld mit ihr gemacht. Und ihre kompetenten und ergreifenden Reden hätte sie sicher nicht selber geschrieben. All diese Vorwürfe sind widerlegt. Dass das Mädchen unter dem Asperger Syndrom leidet, verleitet Kritiker zur despektierlichen Aussage: Das Mädchen spinnt und ist behindert. Die Aussage von Greta, dass das Asperger Syndrom keine Krankheit, sondern ein Geschenk sei, überrascht. Die Fähigkeit sich intensiv auf eine Sache zu konzentrieren, hat sie zur Fachperson in Sachen Klima gemacht. Deshalb ist sie mit sich und ihrer speziellen Art im Reinen. Und reifer als manche ihrer Kritiker. Zu denken gibt mir aber die erschütternde Feststellung von Greta: „Ich sage nur, was Wissenschaftler seit Jahren sagen, doch ich bekomme all den Hass.“ Klar, feige Leute plagen immer die schwächeren. Bloss, die junge Umweltaktivistin ist nicht schwach. Und in Sachen Umwelt weiss sie garantiert mehr als gewisse greise Politiker und Sportfunktionäre.
Vielleicht sollten wir diesen Kindermund ernster nehmen. Wohl nicht mehr ich, aber die Kinder von heute werden die Folgen unseres zerstörerischen Umganges mit der Natur zu tragen haben. Vor Jahren wurde in der Freien Ferienrepublik Saas-Fee der Begriff „Enkeltauglichkeit“ bekannt gemacht. Darum geht es. Ich kenne manche guten Familienväter hier im Saas, die ihren Kindern unbedingt etwas Bauland vererben wollen. Ein bewohnbarer Planet wäre wichtiger.
„Unser Planet ist unser Zuhause, unser einziges Zuhause. Wo sollen wir denn hingehen, wenn wir ihn zerstören?“
Dalai Lama