Die Schweizer sind schlimmer als wir
Ich konnte es erst nicht glauben. Die Schweizer lügen. Zumindest bei Bewerbungen. 60% der Bewerbungsmappen sind gefüllt mit Lügen, Übertreibungen und Verschleierungen. Man will sich von der besten Seite präsentieren. Darum nimmt man es mit der Wahrheit nicht so genau. Eine breit abgestützte Analyse von Tausenden von Bewerbungsunterlagen schreckt auf.
Nicht jeder gibt mit einem Doktortitel an. Aber Kurzpraktikas werden als langjährige Erfahrungen verkauft. Diplome und Qualifikationen werden erfunden. Vergangene Anstellungen werden beschönigt und verlängert. Arbeitslose Zeiten werden als Weiterbildung beschrieben. Es wird geschummelt. Fast nicht zu glauben, dass 60% der Bewerbungsdokumente nicht korrekt sind.
Die Nachricht hat mich überrascht. Habe gedacht: dann sind wir in der Freien Ferienrepublik Saas-Fee also nicht die Schlimmsten. Wenn einige hier die Kurtaxe nicht korrekt abrechnen, dann ist dies doch Peanuts im Vergleich zu den 60%. Da sind wir doch nicht so schlecht.
Es gibt Menschen, die meinen, dass sie nie eine Stelle bekommen, wenn sie nicht etwas übertreiben bei der Bewerbung. Es gibt Vermieter, die glauben, dass ihr Betrieb Bachab geht, wenn sie nicht etwas bei den Abgaben optimieren (betrügen).
Bloss, „Währt Ehrlichkeit nicht doch am Längsten?“ Wünschen Arbeitgeber und wir alle uns nicht authentische Menschen? Wie anders wäre unsere Gesellschaft, wenn Ehrlichkeit normal wäre?
Ich möchte Friedrich Nietzsche nicht Recht geben müssen, wenn er behauptet:
„Man denkt sich den Unterschied zwischen einem ehrlichen Mann und einem Spitzbuben viel zu gross.“