Ein neues Kapitel einer bewegten Geschichte
Das Walliserhof Grand-Hotel & Spa feiert im Dezember 2019 Wiedereröffnung. Ein Blick auf die schillernde Chronik des bedeutenden Hauses in Saas-Fee.
Hektisch band sie sich das farbige Chiffontuch wieder fester um die Hüften und rückte sich den Strandhut zurecht. Die Schweissperlen über den Lippen wischte sie weg und atmete tief ein. Dann stürzte die junge Dame mit ihrem Serviertablett voller Cocktails zurück in die dampfende Eventhalle des «Walliserhofs ». Es ist Ende der Achtzigerjahre, und eine renommierte Privatbank aus Genf hat sich für eine Personalfeier im exklusiven Fünfsternhotel angemeldet. Der damalige Hoteldirektor Beat Anthamatten hatte mit Sand, einem Meer von farbigen Sonnenschirmen und einer Belegschaft komplett in Strandmontur im Eventsaal kurzerhand eine luxuriöse Beachparty inszeniert. Das Dorf spricht heute noch über das rauschende Fest.
Bill Murray und Co.
Es war eines von vielen. Der «Walliserhof» war bekannt für die tollsten Feiern und die erlauchtesten Gäste. Barone, Politiker, Schauspieler und Sänger gaben sich die Klinke in die Hand, im Club Le Dancing wurde stets bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Ein Mineralwasser kostete damals unbescheidene 12 Franken. Fernsehsendungen wurden gedreht, Modeschauen aufgeführt – selbst Hollywood war zu Besuch. Ein Teil des Filmes «The Razor’s Edge» mit Bill Murray wurde in dem Hotel gedreht. Wegen einer Eiervergiftung musste die ganze Crew vorzeitig aus Indien abreisen, wo im Himalaya gedreht worden war. Während dreier Wochen waren gut 45 Personen im «Walliserhof» einquartiert, und Murray hat sich so wohlgefühlt, dass er gar im «Le Dancing» DJ spielte.
Nachhaltige Erholung als neues Konzept
Im Dezember 2019 beginnt nun ein neues Kapitel in der bewegten Geschichte des Hotels. Mit einem neuen Investor kam ein neuer Hoteldirektor und mit ihm ein neues Konzept. In der Hochglanzbroschüre des neuen Walliserhof liest sich: Wir bieten Ihnen ganzheitliche Erholung, Aktivität und Kulinarik für «Body, Mind & Soul». Hoteldirektor Thorsten Fink führt dies aus: «Bei uns soll sich der Gast nachhaltig erholen können. Wir richten uns an Menschen, die ihren Alltag oft so erleben: viel Stress im Beruf, wenig Zeit für gesundes Essen oder Sport, und die Familie kommt auch zu kurz. Wir stellen den Gästen ein Programm zusammen, damit sie aktiv etwas zur nachhaltigen Erholung tun», so Fink.
Es begann 1883 als Grand Hotel Belle Vue
Ursprünglich ist der «Walliserhof» 1883 als Grand Hotel Belle Vue und zweites Hotel in Saas-Fee überhaupt gebaut worden. 1951 wurde es in Hotel Walliserhof umbenannt. Bei einem schlimmen Feuer im Mai 1976 brannte das Haus aber bis auf die Grundmauern nieder. 1978 wurde das Grundstück von den Gebrüdern Erwin und Albert Anthamatten und einem Vetter erworben, das Hotel wurde neu errichtet und 1983 wiedereröffnet. Alberts Sohn, Beat Anthamatten, führte und
prägte das Haus 30 Jahre lang mit seiner Frau Chantal. Nach Jahren unter dem Namen «FerienART – Resort & Spa» hat sich das Ehepaar endgültig aus dem Hotel zurückgezogen. Nun feiert das Haus also erneut Wiedereröffnung – als Walliserhof Grand-Hotel & Spa.
Die lange Geschichte und die Bedeutung des Hauses für das Dorf kennt der neue Hoteldirektor Fink natürlich genau. Konzentrieren will er sich aber auf etwas anderes: «Ich sehe mich nicht isoliert als Hoteldirektor eines Betriebes, sondern als Teil einer Destination. Es geht nicht um mich, um mein Team oder um den ‹Walliserhof›. Es geht um Saas-Fee – nur gemeinsam können wir Erfolg haben!»
Crossfit-Box und mehr
Der neue «Walliserhof» wird dem Ort definitiv einen Zugewinn bringen, nicht nur den eigenen Gästen. Der Fitnessbereich wird um das Doppelte vergrössert, modern bestückt und dazu eine Crossfit-Box eingerichtet – die erste in einem Fünfsternhotel in der Schweiz. Über 2000 Quadratmeter gross wird der gesamte Fitness- und Wellnessbereich. Eine neue Dimension für Saas-Fee. Gezielt richtet sich Fink damit an die vor Ort trainierenden Sportmannschaften, aber auch an Einheimische: «Wem es ernst ist mit Sport, findet bei uns ein neues Trainingszuhause.»
Auch wenn das Haus in neuem Glanz erstrahlt und praktisch kein Stein auf dem anderen geblieben ist − ausgewählte Einzelheiten bleiben bestehen. Nebst grosser Gastfreundschaft und dem renommierten Restaurant Cäsar Ritz wurden auch einige Angestellte des «FerienART» übernommen. Stammgäste werden sicherlich auf das eine oder andere bekannte Gesicht treffen.