Lebensmittelpunkt Saastal!
Diese Menschen werde ich nicht so schnell vergessen. Das junge Paar mit Kleinkind im tief verschneiten nächtlichen Saas-Fee. Jung, erfolgreich, international, mehrsprachig, mit ständig wechselndem Wohnsitz. Er, Geschäftsmann mit schweizerischen, amerikanischen und französischen Wurzeln. Sie, ursprünglich aus Osteuropa, als Marketingfrau in der Welt herumgekommen. Derzeitiger Wohnort ist in der Nähe von Basel, allerdings in Frankreich. Sie haben mit mir einen Termin vereinbart, denn sie wollen im kommenden Jahr heiraten. Deshalb haben wir uns auch getroffen.
Das Paar erzählte mir aus ihrem spannenden Leben. Sie wären auf der ganzen Welt zuhause. Aber ihr Lebensmittelpunkt sei das Saastal. Da hätten sie eine Ferienwohnung. Dahin kämen sie immer wieder zurück. Das beschauliche Saas, dieses mediterrane, hochalpine Bergtal sei ihre einzige Konstante, neben der kleinen Katharina natürlich.
Der Lebensmittelpunkt Saastal. Ein schöner Gedanke. Wenn bloss mehr Menschen erkennen würden, wo das eigentliche Zentrum liegt…
Der Begriff Lebensmittelpunkt ist übrigens noch nicht alt. Selbst der Duden kennt ihn erst seit 2006. Für Steuerbehörden ist der Begriff übrigens auch wichtig. Damit kann man Steuern eintreiben bei Menschen, die so nebenbei an einem günstigeren Ort ihre Papiere hinterlegt haben, obwohl sie mehrheitlich noch am alten Ort wohnen und leben.
Der Lebensmittelpunkt. Wir brauchen ihn. Nicht unbedingt den Begriff. Aber den Ort, wo es uns wohl ist. Wo wir uns daheim fühlen. Der uns ganz wichtig ist. Da, wo wir Ruhe finden, richtig leben können und allenfalls heiraten wollen…
Noch weiter ging der Schriftsteller Carl Zuckmayer, der auch im Saastal sein Zuhause fand:
„Heimat ist nicht, wo man geboren wird, sondern wo man zu sterben wünscht.“