Zuckmayer-Wanderweg

Carl Zuckmayer verliebte sich 1938 Hals über Kopf in die Saaser Bergwelt, 1958 liess er sich in Saas-Fee nieder. Entdecken Sie seinen Lieblingsspaziergang um das Dorf.

Sie starten vor Zuckmayers Haus an der Oberen Wildistrasse in Saas-Fee. Nehmen Sie sich Zeit und betrachten Sie sein freundliches Lärchenholzhaus «Vogelweid» mit den weissen Fensterläden und den schweren Schieferplatten auf dem Dach. «Nur hier leb ich ganz», hat Zuckmayer geschrieben.

Drehen Sie sich um und geniessen Sie kurz den Ausblick auf das Almagellerhorn, Zuckmayers Hausberg. In seiner Autobiografie notierte er: «Ich schaue aus dem Fenster meines Arbeitszimmers, unter dem Giebel, in die Mondnacht und weiss: Solange ich hier stehe und atmen kann, (…), bin ich ein mächtiger Mann. Mächtiger als die Reichen oder die, welche Macht ausüben. Ich werfe meinen Schatten, Mondschatten, über den Hang, er bedeckt ihn ganz, bis hinüber zur klassischen Pyramide des Almagellerhorns – und was mein Schatten bedeckt, ist mein.»

Zuckmayer hat praktisch jeden Tag gegen Mittag das Haus verlassen, von seinem Hund Axel begleitet. Im Sommer mit Spazierstock und legendärem Berghut, im Winter mit Skistock und Pelzmütze. Seine Frau Alice beschrieb: «Sein Rhythmus ist Gehen – Stehen – Schauen – Betrachten; es scheint mir fast unerlaubt, ihn zu begleiten und diesen Kleinkosmos, diese Aura, die sich wie eine Schicht um ihn bildet, mitzuerleben.»

Gehen Sie also mit Weile, wenn Sie Zuckmayer auf seinem Spaziergang folgen, und schauen Sie mit ihm. Stehen Sie. Betrachten Sie. Folgen Sie dem Gartenzaun Richtung Norden und biegen Sie direkt neben dem Haus links in das kleine Gässchen. Folgen Sie dem Weg – bald sehen Sie ein Schild mit der Aufschrift «Carl Zuckmayer-Wanderweg». Innerhalb weniger Minuten stehen Sie am Waldrand unterhalb des Hannigs. Von hier führt der Weg in einem Bogen Richtung Norden zur Bärenfalle, wo eine malerische Berghütte steht. Folgen Sie Zuckmayer linkerhand weiter zum Melchboden, wo Sie ein Stück weit parallel zum «Märliweg» laufen, einem der 14 Themenwege des Saastals. Auf fünf Tafeln entlang des Weges stehen Zitate von Zuckmayer. Unter anderem von einer Dankesrede aus 1961, als er zum Ehrenburger von Saas-Fee wurde: «Heimat ist nicht, wo man geboren ist, sondern wo man zu sterben wünscht.»

Zuckmayer führt Sie weiter hoch, durch die Lärchen, die er so liebte. Stets hat er, wenn er am Hannig an den jahrhundertealten Bäumen vorbeiging, aus Ehrfurcht seinen Hut gezogen. Nach einer knappen Stunde erreichen Sie den höchsten Punkt der Wanderung, das Café Alpenblick auf 2030 Metern. Zuckmayer kehrte auf seinen Spaziergängen jeweils hier ein und schrieb oder las. Auf der Terrasse ist sein Lieblingsplatz mit einem Foto versehen, das ihn Pfeife rauchend beim Lesen eines Manuskripts zeigt. Von da aus sehen Sie gegenüber das Riff des Portjengrats und das Almagellerhorn.

Hinter dem Café Alpenblick geht es links im Zickzack durch den Wald Richtung Dorf hinab. Wenn Sie auf die Strasse stossen, gehen Sie links und folgen Sie ihr. Bald kommen Sie zu Wegweisern, bei denen leider das «Zuckmayer-Weg»-Schild fehlt. Stechen Sie dort auf dem kleinen Pfad rechter Hand in die Wiese, halten Sie sich am Hang, wo «Dorfweg» steht, folgen Sie dem Weg aber nicht zur Treppe hinunter. Gehen Sie weiter am Hang entlang auf dem kleinen Pfad, an der Holzbank vorbei zurück Richtung Wildi. Nach ungefähr 10 Minuten stehen Sie wieder beim ersten Wegweiser, folgen Sie dem Gässchen zurück zu Zuckmayers Haus.