Die eigenen Grenzen Sprengen

170 Kilometer und 11’300 Höhenmeter legen sie zurück − die Schnellsten in 30 Stunden. An Events wie der Ultra Tour Monte Rosa kämpfen die Läufer gegen Natur und menschliche Grenzen. Ein kurzer Einblick in die Welt des Ultrarunnings.

Es gibt krasse Hobbys. Basejumping zum Beispiel oder Boxen. Und dann gibt es Hobbys, die so krass sind, dass Normalsterblichen die Worte fehlen.
Ultrarunning fällt in diese Kategorie: unglaubliche Distanzen durch Dschungel, Wüste oder bei arktischen Verhältnissen, lebensbedrohliche Situationen inklusive.

Ultramarathons rund um die Welt
Am Hardrock Endurance Run 100 in Colorado ist die Strecke 100 Meilen lang und befindet sich auf einer durchschnittlichen Höhe von 3500 Metern. Bergsteigerfahrung, Survivaltraining in der Wildnis und Navigationskenntnisse seien zwingend, lassen die Organisatoren wissen. Am Jungle Marathon in Brasilien legen die Läufer in sechs Etappen 254 Kilometer zurück. Die Teilnehmer erwarten Sümpfe mit Blutegeln, Jagdspielchen mit Raubkatzen, Flussüberquerungen mit Piranhas und Anakondas, Skorpione,Schlangen und was auch immer ein tropisches Klima an weiteren erfreulichen Bedingungen mit sich bringt. Am MONTANE® Yukon Arctic Ultra in Kanada ist es dagegen deutlich frischer. Er gilt als kältester und härtester Ultramarathon der Welt. 700 Kilometer laufen die Teilnehmer bei durchschnittlich -12 bis -25 Grad, Ausrüstung und Verpflegung ziehen sie in einem Schlitten nach sich.

Lizzy Hawker über den Reiz
Die Frage drängt sich auf: Warum tut man sich so etwas an? Warum tritt der Mensch gegen die Wildnis und die eigenen Grenzen an? Ultrarunning-Koryphäe Lizzy Hawker sagt dazu: «Es geht nicht so sehr um die Konkurrenz. Es geht darum, voll präsent in der Wildnis zu sein. Und um die persönliche Herausforderung – sich zu zwingen, die eigenen Grenzen zu sprengen, die Illusionen von sich und der Welt um sich herum wegzureissen. Es geht darum, über das hinauszugehen, was man für möglich gehalten hat.» Hawker hält den Weltrekord mit einer Laufdauer von 24 Stunden auf der Strasse. Den Ultra Trail du Mont Blanc hat sie fünfmal gewonnen und hält damit den Weltrekord. Ihre unerreichten Erfahrungen haben zur heutigen Ultra Tour Monte Rosa geführt. Lizzy ist dort Rennleiterin und sagt, dass sie früher auf den Strecken der Tour ihr hartes Training absolviert habe, der Gesamtlauf bestehe aus ihren
Lieblingsstrecken.

Es geht darum, über das hinauszugehen, was man für möglich gehalten hat.»

Ultra Tour Monte Rosa in Saas-Fee
Zum fünften Mal findet die Monte-Rosa-Massiv-Umrundung dieses Jahr statt. Drei verschiedene Kategorien stehen zur Verfügung, davon starten zwei in Grächen und umrunden das Massiv. 170 Kilometer lang ist diese Route. Die dritte, kürzere Strecke beginnt in Gressoney, Italien. Am 6. und 7. September laufen die Teilnehmer der Ultra Tour Monte Rosa durch Saas-Fee. Von Saas-Almagell laufen sie über den Waldweg an der Talstation des Alpin Express vorbei zum Restaurant La Gorge und weiter zum Dorfplatz bei der katholischen Kirche. Dort werden auch der Checkpoint, die Verpflegungs- und Sanitätsposten aufgestellt. Die Läufer verlassen das Gletscherdorf Richtung Dorfteil Wildi und stehen dann vor der letzten Etappe: dem Grächener Höhenweg mit 16,6 Kilometern und über 1000 Höhenmetern. Die meisten Läuferinnen und Läufer sind dann bereits über 150 Kilometer unterwegs gewesen. Ultrarunning ist ultrakrass, keine Frage. Wenigstens müssen die Teilnehmer auf der Ultra Tour Monte Rosa weniger gegen die Natur draussen kämpfen, nur gegen sich selbst.

Die Ultra Tour Monte Rosa bringt die Läufer an ihre Grenzen. Märchenhafte Aussichten gehören aber auch dazu, wie im Bild links auf das Matterhorn