Faulsein
Leistung. Fleiss. Produktivität: Unsere Gesellschaft weiss, was erstrebenswert ist. Bloss kein Müssiggang. Keine Faulheit. Sich nicht hängen lassen. Arbeit ist gefragt. Eben Leistung. Fachleute weisen nun aber vermehrt auf den positiven Effekt von Faulheit hin.
Nein, das ist keine Schlagzeile eines Ferientechnikers, der die Leute zu mehr Urlaub in der Freien Ferienrepublik Saas-Fee überreden möchte. Obwohl dies sicherlich für alle Beteiligten nur gut wäre. Ich selber gehöre schliesslich auch zu den Getriebenen, welche die Zeit nutzen. Viele meiner Texte schreibe ich nachts, weil der Tag schon so ausgefüllt ist. Einfach nichts tun, geht nicht. Da beschleicht mich doch gleich das schlechte Gewissen. Ich bin doch kein fauler Hund.
Und dann lese ich bei Medizinern, Coaches und Psychologen, wie wichtig es sei, einfach einmal faul zu sein. Wer nichts tut, gibt sich die Gelegenheit, die eigenen Batterien aufzuladen. Das Hirn erholen lassen, damit es für neue Herausforderungen bereit ist. Die Kunst des Faulseins gelte es neu zu entdecken. Und zwar ohne schlechtes Gewissen. Sonst macht es keinen Spass und hat keine positive Wirkung.
Dass der moderne Mensch „Faulsein“ in seiner Agenda eintragen soll, damit er das Nichtstun dann auch einhält, ist natürlich ein hilfreicher Tipp dieser Fachleute.
Dass wir Touristiker nicht auf der Liste der Fachleute fürs Nichtstun zu finden sind, erstaunt mich etwas. Doch dann realisiere ich, dass unsere Ferienangebote der Freien Ferienrepublik sehr stark bestimmt sind von Leistung, Erfolg, Anstrengung, Adrenalin und Schweiss. Nicht bloss die Mediziner, auch die Ferienprofis sollten die Wichtigkeit des Nichtstuns entdecken.
„Die Faulheit ist der Humus des Geistes.“
Thaddäus Troll
Christoph Gysel