Das Geheimnis der Saaser Hauswürste
Luftgetrocknete Walliser Hauswürste gibt es viele. Aber es gibt nur eine Saaser Hauswurst. Und was dort hineinkommt, ist streng geheim.
Da das Saastal in früheren Zeiten oft von Armut heimgesucht wurde, mussten die Würste hier mehr als andernorts mit Gemüse gestreckt werden. Böse Zungen behaupten, dass man Saaser Hauswürste unbedenklich auch an einem Freitag, dem Abstinenztag, verzehren könne. Es handle sich schliesslich um eine fleischlose Gemüsewurst.
Bezeichnend ist auch folgende Überlieferung: Ein Saaser machte seine Hauswurst immer nach der gleichen Rezeptur und der gleichen Menge. Das ergab immer 100 Würste. Als er plötzlich nur noch 99 Würste herstellen konnte, begann er zu überlegen, was er wohl vergessen haben könnte. Nach langem Hin und Her fiel es ihm plötzlich ein: das Fleisch.
Wie viel Fleisch drin oder eben nicht drin ist, sei dahingestellt. Was in eine Saaser Hauswurst sonst noch hineinkommt, wissen nur die, die sie herstellen. Die familieneigenen Rezepte werden nämlich gehütet wie Staats- und Bankgeheimnisse. Folgende Zutaten gelten als mehr oder weniger gesichert: Rindfleisch, Schweinefleisch, Speck, dazu Salz und verschiedene Gewürze, Kartoffeln, Lauch sowie Randen. Letztere geben der Wurst die typisch purpurne Farbe. Einige munkeln, man habe so zumindest den Eindruck vermitteln wollen, dass es sich um eine Fleischwurst handle.
Egal, was drinsteckt: Die Saaser Hauswurst ist eine Delikatesse. In dünne Scheibchen geschnitten, mit einem Stück Walliser Roggenbrot, kann man sich das Wursträdchen auf der Zunge zergehen lassen und dabei voller Fantasie über dessen Zusammensetzung rätseln.