Die Metro Alpin als Kunstwerk – Eine Hommage an Technik und Vision
Boris Ackermann hat nach Jahrzehnten als Tourist in Saas-Fee beschlossen, sich in den Schweizer Alpen niederzulassen. Boris war über 20 Jahre lang regelmässiger Gast im Saastal und fühlte sich hier schon lange vor seinem Umzug zu Hause. Vor drei Jahren ist dann endgültig in die Berge gezogen. „Das Leben in der Grossstadt hat sich mit Corona stark verändert. Spätestens da war klar, dass meine Frau und ich in die Berge möchten, auch wenn der Gedanke schon länger in uns gearbeitet hat“, erzählt Boris. Boris ist seit jeher von der Fotografie begeistert. Durch seine Verbundenheit zur Natur hat er entdeckt, dass er eine Leidenschaft dafür hat, einzigartige Momente festzuhalten. Allein unterwegs in der Wildnis von Saas-Fee hat ihn vor allem die Tierwelt fasziniert, die er oft aus nächster Nähe beobachten konnte. Diese Inspiration, die er täglich in den Bergen findet, ist durch das Zusammenspiel von Wetter, Gletschern und Licht schier unerschöpflich.
In diesem Jahr widmet sich Boris einem besonderen Projekt: einer Ausstellung in seiner Galerie über die alte Metro Alpin, die als höchste U-Bahn der Welt ein technisches Meisterwerk darstellt und inzwischen durch eine modernere Variante ersetzt wurde. Boris erinnert sich daran, wie die Metro Alpin damals für internationales Aufsehen sorgte: „1984 war eine coole Zeit! Die Metro war eine technische Meisterleistung, und ich kann mich noch erinnern, wie beeindruckt ich war, als ich sie 1997 das erste Mal gesehen habe. Da hat die Bahn sicherlich weltweit für Aufsehen gesorgt, auch wenn es noch kein Internet gab“ meint Boris. Es war eine Meisterleistung, auf der Höhe, in damals noch sehr eisiger Umgebung, einen Tunnel durch den Berg zu treiben und Millimetergenau eine U-Bahn dort einzubauen, die 40 Jahre läuft und läuft und läuft“, erzählt Boris weiter.
Die Idee, aus den alten Teilen der Bahn Kunstwerke zu gestalten, entstand, als er vom geplanten Abbau erfuhr. Um den Projektverlauf zu erfahren, nahm er Kontakt mit den Bergbahnen auf, und so reifte die Vision, den historischen Teilen der Metro Alpin ein neues Leben zu geben. Die Wertschätzung für Altes, erzählt er, habe er von seinem Vater, der eine Leidenschaft für historische Autos hege, und auch er selbst wolle die Möglichkeit bewahren, diese einmalige Pionierleistung zu würdigen.
Für die Umsetzung seiner Vision gewann Boris den Künstler Urs Supersaxo. Auf die Frage, ob er Interesse an einem ungewöhnlichen Projekt habe, habe dieser sofort zugesagt, und die beiden begannen mit der Planung. Zu Beginn sei die Aufgabe noch herausfordernd gewesen, denn sie arbeiteten mit einem zerteilten, „schrottreifen“ Waggon. Doch im gemeinsamen Prozess entwickelten die beiden nach und nach ein Konzept, die Bahnteile in Kunstobjekte zu transformieren. Besonders erfüllend empfand Boris die kreative Zusammenarbeit mit Urs und das gemeinsame Lösen der Herausforderungen, die auftraten, als sie die Teile für die Galerie vorbereiteten.
Die Ausstellung, die am 8. Dezember in der Galerie eröffnet wird, zeigt rund 20 Exponate, die Boris und Urs aus Originalteilen der alten Metro gestaltet haben. Die Besuchenden können sich auf Wandinstallationen und Erinnerungsstücke freuen, die die Ästhetik und Dynamik der Bahn widerspiegeln. Besonders stolz ist Boris auf zwei grosse, von Urs gestaltete Skulpturen, die die Energie und Kraft darstellen, die bei der Demontage und dem Transport der Bahnteile ins Tal notwendig waren. Neben diesen Skulpturen sind limitierte Fotografien der Metro kurz vor ihrer letzten Fahrt zu sehen, und insgesamt hat die Ausstellung einen hohen Wiedererkennungswert, da das ursprüngliche Design der Bahn aus den 1980er-Jahren einbezogen wurde. An der Gestaltung von Erinnerungsstücken, die über ihren dekorativen Zweck hinaus auch eine funktionale Rolle haben, hat Boris besonders Freude. Leider konnte man nicht die ganzen Wagen retten. Das hätte auch wenig Sinn gemacht. Eine der Herausforderungen war auf jeden Fall das Heraustrennen der Bleche, das zurechtschneiden und aufbereiten. „Wir haben versucht, bei einigen Exponaten die Dynamik der Bahn im Tunnel zu erhalten und ansonsten die ästhetischen Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Die „Designer“ der Bahn haben sich vor 40 Jahren intensiv mit der Ästhetik auseinandergesetzt. Das kommt uns zugute. Zum Glück ist die Bahn keine graue Kiste geworden, sondern hat einen hohen Wiedererkennungswert“, erklärt Boris.
Nach dem Ende der Ausstellung wird Boris sich seiner regulären Arbeit in der Galerie widmen, wo er weiterhin seine besten Tier- und Landschaftsaufnahmen als Einzelstücke ausstellt. Ideen für zukünftige Projekte sind reichlich vorhanden, auch wenn sie noch reifen müssen. Technische Relikte in Kunst zu verwandeln, könnte ihn auch in Zukunft wieder inspirieren, sofern sich ein starkes lokales Bezugsthema ergibt. In der Fotografie sieht sich Boris noch „am Anfang“ und möchte sich künstlerisch weiterentwickeln. Es gebe noch viele Bilder, die er verwirklichen wolle, und er hoffe, dass er dies noch lange machen könne.
Boris schliesst mit einem besonderen Dank an die Saastal Bergbahnen, ohne deren Unterstützung das Projekt nicht möglich gewesen wäre. Die Ausstellung wird vom 8. Dezember bis zum 2. Januar in der Galerie in Saas-Fee zu sehen sein und lädt die Besuchende ein, eine Zeitreise durch die Geschichte der Metro Alpin zu erleben – in neuem künstlerischem Gewand.