Die Schweiz als Genussland – Ein kulinarischer Streifzug durch drei Regionen

Die Schweiz als Genussland – Ein kulinarischer Streifzug durch drei Regionen

1. Die Schweizer Küche – Nationalgerichte und regionale Spezialitäten

   1.1 Wissenswertes zur Schweizer Küche

Die Schweizer Küche verbindet kulinarische Einflüsse aus der deutschen, französischen und norditalienischen Küche, wie hier nachzulesen ist. Sie ist regional sehr unterschiedlich ausgeprägt, die Spezialitäten aus den verschiedenen Landesteilen finden sich auf den regionalen Speisekarten wieder. Mittlerweile gibt es jedoch auch zahlreiche nationale Gerichte, die in allen Landesteilen auf der Essenskarte stehen.

In einigen Schweizer Gerichten kommen pikante Gewürze zum Einsatz, darunter solche, die ursprünglich aus Mittel- und Nordeuropa stammen, z.B. Schnittlauch oder Bärlauch sowie aus dem Mittelmeerraum, beispielsweise Oregano, Rosmarin und Fenchel. Der Raab-Verlag erläutert in einer Übersicht die kulturhistorischen Geschmacksrichtungen verschiedener Gewürze aller Kontinente, die auch in Schweizer Gerichten eine wichtige Rolle spielen.

 

   1.2 Typische Schweizer Nationalgerichte

      1.2.1 Vorspeisen – Käse und Brot

Die Schweiz ist berühmt für ihre vielfältigen Käsesorten, die Herstellung ist jahrhundertalte Tradition. Dies ist in der natürlichen Landschaft und den Eigenschaften des Bodens begründet. Der grösste Teil des Landes ist für Ackerbau ungeeignet, Tierhaltung ist vorherrschend. Die Kuh- und Rinderhaltung auf der sanften Hügellandschaft verhindert, dass das Grasland brach liegt. In der Schweiz werden über 450 Käsesorten hergestellt, zu den bekanntesten Sorten zählen:

  • Emmentaler
  • Le Gruyère
  • Sbrinz AOP
  • Appenzeller oder
  • Tête de Moine

Einige bekannte Schweizer Käsetypen sind in dieser Übersicht vorgestellt. Es gibt eine Menge an Gerichten, die in der gesamten Schweiz beliebt und nachfolgend beispielhaft aufgeführt sind:

Käsefondue

Dieses traditionelle eidgenössische Gericht stammt aus der französischsprachigen Schweiz sowie aus Savoyen, dem Piemont und dem Aostatal. Brotstücke werden auf einer Gabel in geschmolzenem Käse geschwenkt. Die Käsemasse wird mit Weisswein, Kirschwasser (ein Obstbrand) und je nach Gusto mit Knoblauch und Pfeffer abgeschmeckt und anschliessend in einem Keramiktopf (Caquelon) serviert. Ein sogenannter Rechaud wird zum warmhalten des Käsefondues eingesetzt. Bei der klassischen Form dieses Tischgerätes sorgen Brennspiritus, Gas oder eine spezielle Brennpaste dafür, dass durch die Flamme die richtige Temperatur des Käsefondues beibehalten wird.

Die genaue Herkunft des Käsefondues ist dieser Quelle zufolge nicht eindeutig belegt. Die ersten Erzählungen sind Jahrhunderte alt. Das Schweizer Käsefondue als Nationalgericht gibt es indes erst seit den 1950er-Jahren.

Das Schweizer Käsefondue ist weltweit bekannt.
Das Schweizer Käsefondue ist weltweit bekannt.

Raclette

Hierbei handelt es sich zum einen um den Namen der traditionellen Schweizer Käsesorte, zum anderen um die Bezeichnung für das eidgenössische Nationalgericht. Das Raclette kommt ursprünglich aus dem Kanton Wallis, die ersten schriftlichen Hinweise datieren aus dem früheren 19. Jahrhundert. Erste Überlieferungen indes gehen bis zu 400 Jahre zurück: Bauern in den Schweizer Alpen sollen zum ersten Mal auf die Idee gekommen sein, einen runden Käselaib in zwei Hälften zu schneiden und ihn dann mit der Schnittfläche zur Glut gerichtet vor einem offenen Kamin mit prasselndem Holzfeuer zu legen. Wenn die obere Käseschicht zu schmelzen begann, wurde diese abgeschabt. Von diesem Prozedere resultiert auch die Bezeichnung Raclette (französisch rachler = schaben).

Bei dem typischen Raclette-Käse handelt es sich um einen würzigen Halbhartkäse aus roher oder pasteurisierter Milch, der ein gutes Schmelzverhalten aufweist. Als Beilage reichen die Eidgenossen traditionell kleine Pellkartoffeln und saure Gurken. In einigen Restaurants kann das Raclette nach wie vor am offenen Feuer gegessen werden, in den meisten Lokalen sowie für den privaten Bereich werden in den meisten Fällen elektrische Tischgeräte verwendet. Hierbei gibt es verschiedene Varianten: Bei einem wird ein grosses Käsestück eingespannt, dieses wird von einem Heizstab erwärmt. Weitaus häufiger anzutreffen, sind Geräte mit kleinen Pfännchen, in denen der Käse formgerecht eingelegt und von oben erhitzt wird.

Beim ursprünglichen Fondue schmilzt der Käselaib am offenen Feuer.
Beim ursprünglichen Fondue schmilzt der Käselaib am offenen Feuer.

 

      1.2.2 Fleischspezialitäten

Jeder Eidgenosse kennt das Zürcher Geschnetzelte, ein typisches Nationalgericht mit Kalbsfleisch (manchmal auch mit Kalbsnieren) und Champignons an einer Rahmsosse, serviert mit Rösti, ein in heisser Butter oder Fett in der Pfanne zubereiteter Fladen aus geriebenen gekochten (Gschwellti) oder rohen Kartoffeln.

Der Name Schüblig steht für eine Reihe von traditionellen Wurstspezialitäten, die aus einigen deutschsprachigen Kantonen stammen. Hierzu zählen die Kantone Bern, Aargau, St. Gallen, Luzern, Appenzell und Glarus. Die verschiedenen regionalen Varianten unterscheiden sich nach Rohwurst und Brühwurst sowie nach geräuchert und nicht-geräuchert. Die ursprüngliche Variante des Schüblig ist eine grobe Bauernwurst. Über die letzten Jahre hinweg sind zahlreiche neue Kreationen entwickelt worden, z.B. die Verfeinerung der Wurst mit Wein, Käse oder Kräutern.

Das Zürcher Geschnetzelte wird mit Rösti serviert.
Das Zürcher Geschnetzelte wird mit Rösti serviert.

 

      1.2.3 Desserts und Nachspeisen

Bündner Nusstorte

Das Rezept für die Bündner Nusstorte ist seit 1900 bekannt. Der Ursprung liegt im Engadin, ein Hochtal im Kanton Graubünden. Ein von dort stammender und nach Toulouse ausgewanderter Zuckerbäcker hat laut diesem Artikel die Nachspeise zunächst in Frankreich bekannt gemacht. In den 1930er-Jahren fand die Torte, deren Basis auf Mürbeteig, Nüsse und viel Zucker beruht, Einzug in die Eidgenössischen Küchen.

Schweizer Schokolade

Im Jahr 1819 gründete François-Louis Cailler in Corsier bei Vevey eine der ersten mechanisierten Schokolade-Manufakturen. Es handelt sich nach Informationen dieser Webseite um die älteste noch heute existierende Schokoladenmarke der Schweiz. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Schweizer Schokolade über die Landesgrenzen hinaus bekannt, noch heute ist sie ein Markenzeichen qualitativ hochwertiger Produkte aus dem Alpenland.

Der Bundesrat hat sich mit der Frage beschäftigt, welche Anforderungen ein Produkt erfüllen muss, um die Bezeichnung „Marke Schweiz“ tragen zu dürfen. Bei Lebensmitteln spielen die Rohstoffe die entscheidende Rolle. Ein Schweizer Produkt müsse demnach mindestens zu 80 Prozent aus Schweizer Rohstoffen bestehen. Es gebe jedoch nach wie vor bestimmte Sonderregeln, zum Beispiel für Kaffee und Schokolade. Wenn Schokolade ausschliesslich Rohstoffe enthalte, die in der Schweiz nicht produziert werden können, dürfe diese als Schweizer Schokolade verkauft werden. Voraussetzung ist, dass sämtliche Rohstoffe vollständig in der Schweiz verarbeitet werden. Schokolade, die Milch enthält, muss hingegen die üblichen Anforderungen ohne Sonderregeln erfüllen.

Schweizer Schokolade ist ein qualitativ hochwertiges Produkt.
Schweizer Schokolade ist ein qualitativ hochwertiges Produkt.

 

   1.3 Fokus auf regionale Spezialitäten – Eine erste Orientierung

Die verschiedenen Sprachregionen in der Schweiz – die französischsprachige Schweiz, die Deutschschweiz sowie die italienische Schweiz – teilen die regionale Küche in geografischer Hinsicht grob auf.

Die französischsprachige Schweiz (Romandie) umfasst die frankophonen Gebiete des Alpenlandes. Zur Romandie gehören die folgenden Kantone:

  • Genf
  • Jura
  • Waadt
  • Neuenburg

 

sowie den frankophonen Teil der zweisprachigen Kantone (Französisch und Schweizer Hochdeutsch)

  • Bern
  • Freiburg
  • Wallis (Unterwallis)

 

Zum Gebiet der Deutschschweiz bzw. zu dem die Kantonsgrenzen überschreitenden Gebiet, in dem Deutsch bzw. Schwyzerdütsch vom überwiegenden Teil der Bevölkerung gesprochen wird, zählen die folgenden Landesteile: Nordwestschweiz, Ostschweiz, Zentralschweiz, Teile des Mittellandes sowie grosse Gebietsteile der Schweizer Alpen.

Der Kanton Tessin stellt den gössten Teil der italienischen Schweiz dar. Hinzu kommen die Bündner Regionen Bergell, Calancatal, Misoxund und Puschlav. Der Ort Bivio im Oberhalbstein wird ebenfalls zu dieser Sprachregion gezählt.

Aus dem Saastal kommen einige regionale Spezialitäten der Walliser Küche.
Aus dem Saastal kommen einige regionale Spezialitäten der Walliser Küche.

 

 

 

2. Spezialitäten verschiedener Regionen – Ein kulinarischer Streifzug durch drei Regionen

   2.1 Die Französischsprachige Schweiz: Das Kanton Wallis

Der im Südwesten der Schweiz gelegene Kanton Wallis ist als beliebte Urlaubs- und Ferienregion bekannt. In den Sommermonaten ermöglicht die hügelige Landschaft zahlreiche Wander- und Klettertouren, die höheren Gebirgsformationen eignen sich zum alpinen Wintersport. In der beliebten Tourismusregion ist die internationale Küche weit verbreitet, traditionelle Gerichte werden jedoch nach wie vor zubereitet, wie anhand dieser Übersicht der regionalen Spezialitäten zu sehen ist.

Um die kulinarischen Wurzeln zu pflegen und diese für die nachfolgenden Generationen zu bewahren, hat der Hoteliersverein Saas-Fee im Jahr 2005 die Nostalgische Genussmeile ins Leben gerufen. Ursprünglich als einmalige Veranstaltung angelegt, hat sich die Genussmeile als fester Bestandteil im Saaser Veranstaltungskalender etabliert. Im Spätsommer diesen Jahres wurde sie zum 10. Mal veranstaltet. Die Feierlichkeiten standen unter dem Motto der 200-jährigen Zugehörigkeit des Wallis zur Schweizerischen Eidgenossenschaft. Etwa 7000 Gäste, zahlreiche von ihnen in den traditionellen Trachten gekleidet, verköstigten alte Speisen wie Cholera oder Saaser Gsottus und machten sich mit der Kultur und den Traditionen des Saastals vertraut: Das Erkunden der altertümlichen Sprache und der traditionellen Musik, die Begutachtung der historischen Trachten sowie Erzählungen über Originale und Typen aus den Dörfern, die Gegenstand von Sagen und Märchen sind und die einen Teil der Identität des Saastals ausmachen. Der Erlös der Nostalgischen Genussmeile kommt traditionell einem gemeinnützigen Zweck zugute.

 

 

      2.1.1 Typische Vorspeisen aus der Region

Saaser Fleischsuppe

Die traditionelle Saaser Fleischsuppe beinhaltet Trockenfleisch von Rind, Schwein, Schaf und Gitzi (junge Ziege), viel Gemüse, Kartoffeln und den französischen Ziegenkäse Chabichou (Chabis). Abgeschmeckt wird die lokale Spezialität mit Wein und Saaser Bergkräutern.

 

Walliser Käseschnitten

Ein vergleichsweise leichtes Gericht, das häufig abends gegessen wird, ist die Walliser Käseschnitte (Croutes au fromage). Die Zutaten für das Original-Gericht (eine Portion) lauten:

  • 1 Scheibe Weissbrot
  • Weisswein
  • Butter
  • 1 Scheibe Greyerzer Käse

Zubereitung

Das Brot toasten, mit Butter bestreichen und anschliessend in eine Auflaufform legen. Den Wein über das Brot giessen, dann die Käsescheibe drauflegen. Im Backofen solange erwärmen, bis der Käse zerflossen und leicht bräunlich ist. Als weitere Zutaten werden typischerweise luftgetrockneter Schinken, Zwiebel, Gewürzgurke und Ei verwendet.

 

      2.1.2 Typische Hauptspeisen aus der Region

Saaser Gsottus

Bei diesem Gemüseeintopf handelt es sich um eine deftige Spezialität auf Basis von Trockenfleisch. Das von verschiedenen Tieren (Rind, Schwein, Gritzi und Schaf) stammende Fleisch sowie Trockenwürste aus der Region werden zwei bis drei Tage in Wasser eingelegt. Im Anschluss wird das Fleisch mit Weisswein und verschiedenen Gewürzen gar gekocht und in den Gemüseeintopf gegeben, in dem Reis, Kartoffeln und Kohl garen. Zu diesem Gericht werden Brot und Käse gereicht.

Safranrisotto nach Munderart

Safran gilt als teuerstes Gewürz der Welt, die feinen roten Fäden verleihen Gerichten ein besonderes Aroma. In der Region rund um den Ort Mund im Wallis wird auch heute noch Safran angebaut, es ist das einzige Gebiet in der gesamten Schweiz. Das edle Gewürz ist die geschmackliche Grundlage für das Safranrisotto nach Munderart. Der Reis wird dabei in Bouillon gedünstet und dann mit Schinkenwürfeln, geröstetem Speck und Tomaten vermengt. Neben Safran kommen noch weitere Gewürze zum Einsatz, beispielsweise Thymian und Pfeffer.

Safranrisotto beinhaltet das teuerste Gewürz auf der Welt – Safran.
Safranrisotto beinhaltet das teuerste Gewürz auf der Welt – Safran.

 

      2.1.3 Typische Nachspeisen aus der Region

Cholera

In einer Zeit, in dem im Wallis die Cholera (die Krankheit) wütete und nur wenig Lebensmittel zur Verfügung standen, wurde das gleichnamige Rezept kreiert. Es handelt sich um eine Art Gemüsekuchen mit Kartoffeln, Lauchzwiebeln, Käse sowie Äpfel und Birnen.

 

Sii

Das Dessert Sii, eine Süss-Speise aus Brot und Wein, war über lange Zeit ein traditioneller Nachtisch auf Hochzeiten im Unterwallis, wie das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) berichtet. Altes Roggenbrot wird in Würfel geschnitten und zusammen mit Gewürzen in Walliser Rotwein mariniert. Weinbeeren werden ebenfalls in Wein eingelegt. Für den süsslichen Geschmack sorgen Holunder-Sirup sowie Zucker oder Johannisbeergelee.

 

   2.2 Kulinarische Spezialitäten aus der Ostschweiz: Das Appenzellerland

 

Das Kanton Appenzell ist im Nordosten der Schweiz gelegen, es umfasst die beiden Halbkantone Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. Die regionale Küche geniesst ein hohes Ansehen, einige regionale Spezialitäten werden mit dem berühmten Appenzeller Käse zubereitet.

 

      2.2.1 Typische Vorspeisen aus der Region

Appenzeller Haferflockensuppe

Diese trübe Suppe enthält folgende Zutaten:

  • Butter
  • Fleischbouillon
  • Haferflocken
  • Lauch
  • Mehl
  • Sahne
  • Appenzeller Käse

Der geriebene Käse wird dabei zusammen mit Röllchen aus Schnittlauch auf die servierfertige Suppe gestreut. Neben Schnittlauch taucht Peterli als weiteres Gewürz auf.

 

      2.2.2 Typische Hauptspeisen aus der Region

Appenzeller Siedwurst

Für die Herstellung der Appenzeller Siedwurst wird Rind-, Schweine- und Kalbfleisch mit Speck, Ei, Kochsalz und Gewürzen zu einer feinen Masse gemahlen. Diese wird in einen Rinderdarm abgefüllt und an beiden Enden verknotet. Es ist wichtig, der Wurst vor dem Verzehr die Haut abzuziehen.

Mostbröckli

Bei dieser Fleischspezialität handelt es sich um gepökeltes, geräuchertes und getrocknetes Rind- oder Kuhfleisch. Im Unterschied zum Bündner oder Walliser Trockenfleisch wird das Mostbröckli nach der Räucherung und Salzung getrocknet. Heutzutage werden häufig synthetische Geschmacksverstärker und Konservierungsmittel verwendet. Das Trocknen von Fleisch zum Haltbarmachen ist eine altbekannte Technik, die auf der ganzen Welt praktiziert wird. Mostbröckli eignet sich laut dem Online-Portal blick.ch auch gut als Sandwich-Belag für eine Brotzeit beim Wandern.

Appenzeller Chäsfladä

Dieser regional verbreitete Käsefladen wird aus Hefeteig hergestellt, der auf einem Backblech auszurollen ist. Herzhaft belegt wird der Teig mit Appenzeller Käse, Rahm und mit pikanten Gewürzen.

Der Appenzeller Käse ist in vielen regionalen Spezialitäten enthalten.
Der Appenzeller Käse ist in vielen regionalen Spezialitäten enthalten.

Alte Maa

Vegetarische Käsegerichte sind ebenfalls Bestandteil der Schweizer Küche. Eine regionale Spezialität ist die Alte Maa, die aus altem Brot und mit Appenzeller Rässkäse kreiert wird. Dazu werden typischerweise Apfelmus und grüner Salat gereicht.

 

 

      2.2.3 Typische Nachspeisen aus der Region

Rahmfladen

Der Rahmfladen ist eine traditionelle Nachspeise aus dem Kanton Appenzell, die es in verschiedenen Variationen gibt. Die Basis stellt ein Kuchenteig, genauer gesagt eine Art Mürbteig, dar. Typischerweise werden die Fladen mit Nüssen, Honig oder Konfitüre bestrichen.

Appenzeller Biber

Eine Lebkuchenspezialität aus dem Appenzellerland. Die eigentlichen Biberfladen enthalten lediglich Naturhonig. Kleinere Biber, die mit einer Mandel-oder Haselnussmasse gefüllten sogenannte Biberli, weisen als regionale Spezialität ebenfalls eine lange Tradition auf, nachweislich wurden sie erstmals im 16. Jahrhundert in den Kantonen Appenzell und St. Anton hergestellt. Die Biberfladen werden in eine Form gegeben und dort gebacken. Auf den mit der Mandel- oder Nussmasse gefüllten Bibern ist häufig eine Bildprägung zu sehen, beispielsweise ein Bär, das Appenzeller Wappentier.

 

 

   2.3 Die Italienische Schweiz: Das Kanton Tessin

Das Kanton Tessin liegt auf der Südseite der Schweizer Alpen. Etwa ein Drittel des Kantons ist bewaldet, die beiden grossen Seen Langensee (Lago Maggiore) und Luganersee (Lago di Lugano) prägen die Landschaft. Das vergleichsweise milde Klima macht sich auch in der regionalen Küche bemerkbar, vor allem die Kultur und die Traditionen der Lombardei prägen diesem Beitrag zufolge die Tessiner Küche.

Die beiden grossen Seen, hier der Lago Maggiore, prägen die Landschaft im Kanton Tessin.
Die beiden grossen Seen, hier der Lago Maggiore, prägen die Landschaft im Kanton Tessin.

 

 

      2.3.1 Typische Vorspeisen aus der Region

Tessiner Kastaniensuppe

In Tessin sind grossflächige Kastanienwälder vorzufinden, die Kastanien werden auch für die Zubereitung verschiedener regionaler Gerichte verwendet. Bei der Tessiner Kastaniensuppe werden geschälte und blanchierte Esskastanien in Bouillon weich gekocht und püriert. Geschmacklich abgerundet wird die Suppe durch Curry, Pfeffer, Salz und Zitronensaft.

Busecca (Tessiner Kuttelsuppe)

Kutteln zählen zu den Tierinnereien. Als Kutteln werden im Essenskontext die gewöhnlich in Streifen geschnittenen Pansen (Vormägen) von Wiederkäuern bezeichnet. Zur Zubereitung der Tessiner Kuttelsuppe werden verschiedene Gemüsesorten (Wirsing, Lauch, Sellerie, Tomaten) zusammen mit den Kutteln angebraten. Nach dem Ablöschen mit Weisswein werden in kaltem Wasser eingeweichte Bohnen hinzugegeben. Vor dem Servieren wird Parmesan oder geriebener Sbrinzkäse über den Eintopf gestreut.

 

      2.3.2 Typische Hauptspeisen aus der Region

Kastanien werden in zahlreichen Gerichten verwendet, zudem stehen frisch gefangene Fische aus den Seen des Kantons sowie deftige Braten, Würste und andere Wildspezialitäten auf den Speiseplänen der Tessiner Küche. Typische Gerichte aus der Lombardei, z.B. Risotto (Reis) und Ravioli (Nudeln) prägen die regionale Küche mit. Eine weitere Spezialität aus dem Tessin ist Polenta. Dieser schnittfeste Maisbrei wird mit Käse gemischt als Hauptgericht oder als Beilage zu Fleischgerichten mit einer cremigen Sauce serviert.

 

      2.3.3 Typische Nachspeisen aus der Region

Torta di pane

Diese Brottorte wird mit Rosinen, Nüssen, Milch, Kakao, Eiweiss und Zucker angereichert.

Panettone

Hierbei handelt es sich um einen runden hohen Kuchen aus Sauerteig, der mit kandierten Früchten versehen ist.

Panettone ist ein beliebter Nachtisch zu Weihnachten.
Panettone ist ein beliebter Nachtisch zu Weihnachten.

 

 

 

3. Traditionen, Sitten und Bräuche in den drei Schweizer Regionen

   3.1 Traditionelle Feste im Wallis

Im letzten Jahr wurde zum ersten Mal das „Ice & Fire Stadelfest“ in Saas-Fee veranstaltet. Dieses Jahr fand das Fest Ende August und in den denkmalgeschützten Stadeln am Ortseingang von Saas-Fee statt.

Anlässlich des Beitritts des Wallis zur Schweiz im Jahre 1815 lautete das Motto des Stadelfests „200 Jahre Wallis bei der Schweiz“. An zwei Tagen wurden alte Walliser Gerichte von Köchen aus der Region neu kreiert. Zudem wurde ein gut gefülltes Unterhaltungsprogramm auf die Beine gestellt. Dies umfasste unter anderem Workshops rund um das Zubereiten von Walliser Spezialitäten wie das Saaser Gsottus, Raclette und die Saaser Hauswurst. In den Abendstunden wurde das Fest bei musikalischer Unterhaltung im fröhlichen Beisammensein beendet.

 

   3.2 Traditionelle Feste im Appenzellerland

Gelebtes Brauchtum und Pflege von Traditionen mit Musik, Tanz und Gesang kann laut St. Galler Nachrichten in den Sommermonaten im Appenzellerland im Rahmen der „Alpstobeden“ erfahren werden. Dieses traditionelle Fest findet auf verschiedenen grösseren Gemeinalpen statt, teilweise werden die Festivitäten unter freiem Himmel abgehalten. Das Publikum ist gemischt, Gäste aus den umliegenden Stätten feiern zusammen mit der Landbevölkerung die beliebten Alpfeste.

Beim Tanzen steht der sogenannte Hierig im Mittelpunkt. Hierbei stellt ein Tanzpaar, das in einer traditionellen Tracht gekleidet ist, die Höhen und Tiefen einer Beziehung pantomimisch dar. Dies geschieht zu den Klängen traditioneller Musik.

Zu einem traditionellen Fest gehören historische Trachten dazu.
Zu einem traditionellen Fest gehören historische Trachten dazu.

 

   3.3 Traditionelle Feste in der Italienischen Schweiz

Auch in der italienischen Schweiz sind volkstümliche Feste nach wie vor verbreitet, es lassen sich Unterschiede zwischen bäuerlichem, handwerklichem und bürgerlichem Brauchtum feststellen. Einige traditionelle Bräuche sind rund um die einzelnen Lebenszyklen (Geburt, Heirat, Tod) angesiedelt, andere orientieren sich an der Erntefolge (Alpaufzug, Heuernte, Getreideernte, Weinlese). Wiederum andere berufen sich auf religiöse Anlässe (Advent, Weihnachten, Ostern, Heiligenfeste).

Die Kastanie spielt nicht nur für die Tessiner Küche eine wichtige Rolle, im Herbst dreht sich auch auf den traditionellen Volksfesten alles um die Nussfrucht. Auf den Kastanienfesten können sich die Besucher ein Bild von den vielfältigen Produkten machen, die aus der Kastanie hergestellt werden. Auf Themenwanderwegen wie in Alto Malcantone südwestlich von Lugano betreiben die Wanderer nicht nur aktive Erholung, sie können sich darüber hinaus über den Anbau eines Kastanienbaums und die Kastanienwälder informieren.

 

 

4. Fazit – Die Vielfalt der Schweizer Küche

Während zahlreiche eidgenössische Traditionen und Bräuche durch die zunehmende Urbanisierung und die schrittweise Aufgabe der Landwirtschaft seit Beginn des 20. Jahrhunderts nicht weiter gepflegt werden, erfahren traditionelle regionale Spezialitäten in einzelnen Kantonen eine Renaissance oder erfreuen sich anhaltender Beliebtheit. Die Schweizer Küche ist vielfältig, wie diese kulinarische Reise verdeutlicht hat. Alte Gerichte werden neu interpretiert, zudem werden immer wieder neue Rezepte entdeckt, die bislang fast ausnahmslos in der jeweiligen Region verbreitet waren. Es lässt sich festhalten: Es gibt noch viel zu entdecken und zu testen.

 

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